„Das Glück der anderen“ ein Film über dieses Projekt hier
Projekt JVA Wolfenbüttel
Im Jahr 2010 habe ich erstmals in der JVA Wolfenbüttel Fotos aus dem Alltag eines Strafgefangenen erstellt.
Was war mein Antrieb? Ich war neugierig, wollte sehen, wie das Leben hinter Gittern ist, wie es sich anfühlt, wenn die Schlüssel in den Schlössern sich umdrehen, das Leben auf einem so begrenzten Raum für eine mitunter sehr lange Zeit möglich ist. Wie sieht so ein Alltag aus, was denken die Menschen, was führte dazu, dass sie hier weggeschlossen sind, ausgegrenzt von der Gesellschaft, die Gesellschaft geschützt vor den Straftätern. Ich wollte mir ein eigenes Bild machen.
Durch Zufall geriet diese Arbeit 2014 in die Hände einer ehrenamtlich tätigen Literaturkreisleiterin, die mit Teilnehmern einer sozialtherapeutischen Gruppe aus der JVA regelmäßig arbeitet. Die Idee entstand, Texte zu dem vorhandenen Aufnahmen zu erstellen und diese zusammen auszustellen.
2014 war auch das Jahr, indem ich Kontakt zur Giordano-Bruno-Stiftung aufnahm, insbesondere mit dem Philosophen Dr. Michael Schmidt-Salomon. Ihn angefragt, ob er sich vorstellen könne, zu dem Thema ‚Willensfreiheit und Schuldfähigkeit‘ im Rahmen dieser Ausstellung zu referieren, wurde die Idee dieses Gesamtprojektes hier im Bildungszentrum geboren.
Dadurch, dass meine Fotoarbeit schon einige Jahre zurücklag, beschloss ich noch eine aktuelle Arbeit hinzuzufügen. Ein Kurzfilm entstand. Durch Interviews mit Fragen nach dem Glück, nach Ängsten und Zukunftsaussichten aber auch insbesondere warum hat die Stopptaste nicht funktioniert, habe ich mich viele Stunden mit dieser kleinen Literaturgruppe getroffen und die Antworten aufgenommen.
Durch die langjährige Arbeit in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung kann ich von mir behaupten, auch die Opferseite von Gewalt- und Sexualstraftaten kennengelernt zu haben. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal deutlich machen, dass es mir nicht darum geht, die Straftäter als Opfer zu sehen aber es tut manchmal ganz gut, Dinge, Situationen, Geschehnisse von zwei Seiten anzuschauen und sich dann ein Bild zu machen warum Menschen Dinge tun, die grausam sind, die zu verurteilen sind, die aber auch die Fragen nach dem ‚warum tut ein Mensch so etwas‘ aufwerfen – für mich jedenfalls. Das ist der Sinn meiner Arbeit – ein Blick auf das werfen, was man eigentlich nicht sehen möchte, weil es Fragen aufwirft, weil es in Abgründe blicken lässt, weil es vielleicht auch wehtut.
Es sind Menschen. Wir sind Menschen.