WAR und ist KRIEG

Double Exposure
– War und ist Krieg –

Yuliia Shkvarchuk, Fotografin aus der Ukraine & Yvonne Salzmann, Fotografin aus der Region

Vernissage:
Freitag, 23. September, 17.00 Uhr
Malerkapelle am Elm, Samuel-Hahnemannstraße 5, 38154 Königslutter

Öffnungszeiten:
SA, 24.9., SO, 25.9., DO, 29.09, FR, 30.09., SA, 01. 10., SO, 02. 10., MO, 03.10.
immer von 14.00 – 18.00 Uhr
und nach Vereinbarung: Tel: 0160 9157 4534 (Yvonne Salzmann)

War und ist Krieg
Ich war 8 Jahre alt, als mein Urgroßvater starb. In meiner Erinnerung sehe ich einen stillen Menschen vor mir, der oftmals mit seinem Wellensittich auf der Schulter in der Küche im Haus meiner Großeltern in Schandelah saß. Auch erinner ich, dass wir gemeinsam Mehlsuppe aßen, manchmal auch Brot, getunkt in Leinsamen-Öl mit etwas Salz.

Zum 80.Geburtstag meiner Mutter machte ich mich auf die Suche nach Kindheitsfotos in der alten, unberührten Wohnung meiner Großmutter, auf dem Hof meiner Tante nicht weit von hier.

Was ich fand war ein verstörendes Fotoalbum aus dem 2. Weltkrieg mit Fotos aus Norwegen, wo mein Großvater stationiert war.  Es gab Bilder von lustigen Aufnahmen am Strand, im Schnee, unterwegs oder in den Quartieren, aber eben auch Bilder von Zerstörungen, Bränden und erahnbaren Gräueltaten.

Nach weiteren Nachforschungen entdeckte ich eine kleine Schatzkiste mit Familiendokumenten, bis hin zu meinen Ururgroßeltern, sowie einem Tagebuch meines Urgroßvaters aus dem 1. Weltkrieg mit dem Titel ‚Mein Erleben in Frieden und Krieg‘,  beginnend im Oktober 1913. Gedanken meines Urgroßvaters, der mit dem Wellensittich auf der Schulter, plötzlich ganz nah.

Das alles ließ mich eintauchen in die anderen Leben und Kriegserlebnisse meiner Vorfahren. Teils erschreckend, teils bei mir großes Mitgefühl auslösend. Ich schrieb Briefe an sie beide, Fragen tauchten auf.

Opfer und oder Täter? Ich selbst war plötzlich sehr verstört.  Daraufhin setzte ich mich mit dem Thema in meiner Sprache – der Bildsprache –, auseinander.

Ich begann die Fotos des Norwegenkrieges in zwei Zeitebenen mit meiner Kamera doppelt zu belichten und die auftauchenden Fragen bisher Gelesenes, mit den neu in Beziehung gesetzten Bildern zu verbinden. Die Bilder zerfließen teils ineinander, werden eins, ein Wirken ins Jetzt.

Das Ergebnis ist in diesem Katalog festgehalten, wie auch Tagebuchauszüge mit ihren Übersetzungen, die die Bildserie immer wieder unterbrechen.

Warum mache ich das?

Die Erinnerungen meiner Vorfahren stehen für mich stellvertretend für die vielen Geschichten der Anderen.  Aber nicht jeder hat ein Tagebuch oder Fotos hinterlassen, in vielen Familien wurde auch einfach nur geschwiegen. Meine Arbeit möchte ich meinem Urgroßvater Gottfried widmen und für nachfolgenden Generationen ein Bewusstsein für die Auswirkungen eines jeden Krieges schaffen.

Es kann nur Verlierer geben.

Yvonne Salzmann, August 2022

Es gibt noch einen zweiten Teil zu diesem Thema, bestehend aus einem Kurzfilm, der in enger Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Thomas Knüppel entstanden ist. In diesem Film werden auch Auszüge der Briefe die ich an meinen Großvater und  Urgroßvater geschrieben habe, als Audio zu hören sein. Einfühlsam sind meine Filmsequenzen, alte Fotos und Audios von Thomas Knüppel zusammengeführt worden.

Hier geht’s zum Film  „O PAPA“

Hier geht’s zum Film „Das Fotoalbum“